Distanzlernen in Schleswig-Holstein: Wie Eltern, Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Schulleitungen das Lernen in der Pandemie einschätzen
Eine Studie des IPN gibt ein differenziertes Bild, wie Schulleitungen, Lehrkräfte, Eltern sowie Schülerinnen und Schüler aus Schleswig-Holstein die Phasen des Distanzlernens in der Covid-19-Pandemie einschätzen.
Das IPN hat Schulleitungen, Lehrkräfte, Eltern sowie Kinder und Jugendliche an 150 Schulen aller Schulformen in Schleswig-Holstein online zum Distanzlernen befragt. Neben einer allgemeinen Einschätzung, wie das Distanzlernen insgesamt bewertet wird, ging es um Fragen der häuslichen Situation, wie sich die Schulen auf den zweiten Lockdown vorbereitet haben, um den zeitlichen Aufwand für das Lernen zuhause, um die digitale Ausstattung und um die Lernzeit, die für das Lernen zuhause aufgewendet wurde.
Das Wichtigste in Kürze:
Allgemeine Einschätzung des Distanzlernens: positivere Einschätzungen von Schulleitungen und Lehrkräften als von Eltern sowie Schülerinnen und Schülern
Fast die Hälfte aller Schulleitungen beurteilen (im Schulnotenschema von Note 1 bis Note 6) die Phase des Distanzlernens mit sehr gut oder gut, bei Lehrkräften sinkt diese positive Einschätzung auf rund 40%. Eltern und Kinder bewerten das Distanzlernen deutlich weniger positiv, lediglich 32% der Eltern und 37% der Schülerinnen und Schüler vergeben die Note 1 oder 2.
Die häusliche Situation, Unterstützung durch Eltern und Lehrkräfte: Eltern schätzen diese überwiegend positiv ein
Gefragt wurde nach der technischen Ausstattung und nach dem Arbeitsplatz, die den Schülerinnen und Schülern zuhause zum Lernen zur Verfügung stehen, sowie nach den Einschätzungen, ob Eltern bzw. Lehrkräfte über die notwendigen IT-Fähigkeiten verfügen, Kinder und Jugendliche beim Distanzlernen zu unterstützen. Nahezu alle Eltern geben an, dass die für das Distanzlernen notwendige IT-Ausstattung verfügbar ist und Kinder einen ruhigen Platz im Wohnumfeld zum Lernen haben. Auch geben fast alle Eltern an, dass sie mit ihren eigenen digitalen Fähigkeiten in der Lage sind, ihre Kinder beim Lernen zuhause zu unterstützen. Drei Viertel der Eltern schätzen ein, dass die Lehrkräfte die notwendigen IT-Kenntnisse besitzen, um Schülerinnen und Schüler beim Distanzlernen zu unterstützen.
Fortbildungen und Ausbau der digitalen Ausstattung: Vorbereitungen auf den zweiten Lockdown
Zwischen dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 und dem zweiten im Winter 2020/2021 haben Schulleitungen und Lehrkräfte die Zeit genutzt, um sich auf weitere Phasen des Lockdowns vorzubereiten. Schulleitungen und Lehrkräfte haben sich mit Kolleginnen und Kollegen zum Distanzlernen ausgetauscht und sich im Eigenstudium technisch fortgebildet. Schulleitungen haben viele Fortbildungsaktivitäten für die Nutzung digitaler Medien entwickelt. Auch die befragten Lehrkräfte haben an Fortbildungen für die Nutzung von Lernplattformen und Videokonferenztools teilgenommen. Rund ein Drittel der Lehrkräfte hat sich explizit zur Nutzung digitaler Medien im Fachunterricht fortgebildet. Nach dem ersten Lockdown wurden vor allem für Schülerinnen und Schüler digitale Endgeräte angeschafft, die Ausstattung mit Kommunikationssoftware und Lernsoftware hat sich in der Hälfte der Schulen verbessert.
Kontakt halten während des Lockdowns: digital und analog
Vorausgehende Studien zeigten, dass es Lehrkräften während des ersten Lockdowns gelungen war, den Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern zu halten. Bei dieser Studie wurde nach den Wegen gefragt, wie die Kinder und Jugendlichen ihre Aufgaben im zweiten Lockdown erhalten haben bzw. wie diese bereitgestellt wurden. In Gymnasien und Gemeinschaftschulen wurden die Aufgaben hauptsächlich über Online-Plattformen, in Videokonferenzen oder über E-Mails bereit gestellt, in Grundschulen und in Förderzentren spielt die persönliche Übergabe oder das Abholen aus der Schule eine größere Rolle.
Lern- und Arbeitszeit: bis zu 6,4 Stunden täglich
Die Zeit, die Schülerinnen und Schüler zuhause für das Lernen aufwenden, steigt mit der Jahrgangsstufe. In der 12. Jahrgangsstufe wenden die Jugendlichen im Schnitt 6,4 Stunden pro Tag für das Lernen auf, in der Grundschule lernen die Kinder zuhause täglich zwischen 2,3 Stunden (1. Klasse) und 3,3 Stunden (4. Klasse).
Die Studie
Distanzlernen in Schleswig-Holstein (DiScH) ist ein Projekt des IPN – Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik, das im Auftrag des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur in Kooperation mit dem Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen sowie dem Institut für Pädagogisch-Psychologische Lehr- und Lernforschung der Universität Kiel durchgeführt wurde. Es wurden Schulleitungen, Lehrkräfte, Eltern sowie Schülerinnen und Schüler zu ihren Erfahrungen im Distanzlernen befragt. Die Teilnahme war für Schulleitungen verpflichtend, für die anderen Gruppen freiwillig.