Schulen sind in der Corona-Krise insgesamt auf gutem Weg: Ergebnisse einer Befragung von Schulleitungen
Corona und die Folgen für Schulen: erste Ergebnisse einer großangelegten Befragung von Schulleitungen
Erste Ergebnisse aus der KWiK-Studie (Kontinuität und Wandel der Schule in Krisenzeiten): Die Studie zeigt auf Basis einer Befragung von Schulleiterinnen und Schulleitern in sieben Bundesländern, dass Schulen die Herausforderungen, die die Pandemie mit sich bringt, gut bewältigen. Es zeigt sich aber auch, dass Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund, sonderpädagogischem Förderbedarf oder sozialer Benachteiligung zusätzliche Unterstützung benötigen.
Zusammenfassung
Die KwiK-Studie – Kontinuität und Wandel der Schule in Krisenzeiten
Das Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik in Kiel (IPN), die Universität Hamburg und die International Association for the Evaluation of Educational Achievement (IEA) wollen mit dieser Studie Schulen in dem durch die Pandemie verursachten Veränderungsprozess langfristig begleiten und unterstützen. Dazu wurden im Sommer und Frühherbst 2020 zunächst rund 800 Schulleiterinnen und Schulleiter der Primarstufe und der Sekundarstufe I zu Schule in Zeiten der Corona-Pandemie und zu ihren Lösungsansätzen in der Schulpraxis befragt. Um die Schulen, die an der Studie teilnehmen, in ihrer Entwicklungsarbeit zu unterstützen, werden diese Woche die ersten wissenschaftlichen Erkenntnisse an sie zurückgemeldet.
Im März 2020 wurde im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie in allen Bundesländern der reguläre Schulbetrieb eingestellt. Die Schließung der Schulen und die damit verbundene Umstellung des Unterrichts auf ein Lehren und Lernen von zuhause aus, aber auch die Wiederaufnahme des Schulbetriebs nach der mehrwöchigen Pause beanspruchen die Schulen in vielerlei Hinsicht. Die erneuten Schulschließungen im November 2020 stellten die Schulen vor weitere Herausforderungen. Sie mussten und müssen tragfähige Lösungen finden, um diese Ausnahmesituationen zu bewältigen. Der Umgang mit der Situation bietet aber auch die Gelegenheit, Innovationen anzubahnen und die Erfahrung aus der Krise für eine langfristige Weiterentwicklung von Schule und Unterricht zu nutzen.
Digitale Ausstattung der Familien: Benachteiligte Schülerinnen und Schüler benötigen Unterstützung
Die Angaben der befragten Schulleiterinnen und Schulleiter können optimistisch stimmen, weisen aber auch Probleme aus. So schätzt rund die Hälfte der Befragten, dass eine große Mehrzahl der Eltern ihre Kinder beim häuslichen Lernen am digitalen Endgerät unterstützen können. Auf der anderen Seite geben fast zwei Drittel der befragten Schulleiterinnen und Schulleiter an, dass ihrer Einschätzung nach bis zu 20% der Schülerinnen und Schüler zuhause kein digitales Endgerät für das Distanzlernen zur Verfügung steht. Vor allem benachteiligte Schülerinnen und Schüler sind nach Einschätzung der Schulleitungen davon betroffen. Studienleiter Olaf Köller: „Wir können sehen, dass Schulleitungen umso häufiger schätzen, dass den Schülerinnen und Schülern zuhause kein Computer für das Lernen zur Verfügung steht, je mehr Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund, sonderpädagogischem Förderbedarf oder sozialer Benachteiligung an einer Schule sind. Diese Schülerinnen und Schüler benötigen Unterstützung, zum Beispiel durch die Bereitstellung von digitalen Endgeräten.“
Erfahrungen im Lockdown: Die Kommunikation konnte aufrechterhalten werden, Schülerinnen und Schüler wurden von den Schulen erreicht
Die Kommunikation während der Schulschließung im Frühjahr 2020 hat nach Einschätzung der befragten Schulleiterinnen und Schulleiter sowohl innerhalb des Kollegiums als auch mit der Elternschaft und den Schülerinnen und Schülern weitgehend reibungslos funktioniert. Grundschulen haben sich bei der Bereitstellung von Unterrichtsmaterialien mehr auf die Kernfächer konzentriert, während in der Sekundarstufe I versucht wurde, möglichst viele Fächer zu bedienen. Primarschulen haben bei der Übermittlung der Lehrmaterialien eher analoge Wege gewählt (Lehrkräfte bringen die Materialien vorbei, versenden diese per Post oder die Kinder holen sie aus der Schule ab), während in der Sekundarstufe I häufiger digitale Wege wie Datenaustauschportale oder die Übersendung per E-Mail gewählt wurden. Knapp 40% der befragten Schulleiterinnen und Schulleiter geben an, dass alle Schülerinnen und Schüler erreicht wurden, knapp die Hälfte der Befragten gibt an, dass 90% erreicht werden konnten. Nur 3,6% der Schulleitungen gibt an, dass weniger als 80% der Schülerinnen und Schüler erreicht werden konnten. Köller: „Auch hier zeigt sich wieder der Zusammenhang mit Herkunftsmerkmalen der Schülerinnen und Schüler. Je mehr sozial benachteiligte Schülerinnen und Schüler an einer Schule sind, desto größer ist der Anteil derjenigen, die von den Lehrkräften nicht erreicht werden konnten. Dasselbe gilt für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund.“
Nach dem ersten Lockdown: Schulen gleichen durch Zusatzangebote Lernverluste aus
Viele Schulen haben den Schülerinnen und Schülern nach der Wiedereröffnung zusätzliche Angebote gemacht, um die während des Lockdowns erlittenen Lernverluste auszugleichen. Die Angebote der Primarschulen nahmen mit den zusätzlichen Angeboten vor allem benachteiligte Schülerinnen und Schüler in den Blick, Schulen der Sekundarstufe I machten verstärkt Angebote, um Schülerinnen und Schüler mit geringen IT-Kenntnissen zu fördern.
Schulen waren auf den zweiten Lockdown gut vorbereitet
Fast alle (97%) der befragten Schulleiterinnen und Schulleiter geben an, sich nach der ersten pandemiebedingten Schulschließung auf einen erneuten Lockdown vorbereitet zu haben, und 94% (Sekundarstufe I) bzw. 84% (Primarstufe) geben an, sich auf weitere Phasen von Fernunterricht eingestellt zu haben. Nach Ansicht von Olaf Köller „stimmen diese Befunde optimistisch, dass die Schulen auch gut durch die schwierige Zeit im Frühjahr und Sommer 2021 kommen“.
Wie geht es mit KWiK weiter: Was noch kommt
In Kürze folgen Auswertungen zu den offenen Fragen im Fragebogen für die Schulleiterinnen und Schulleiter. In einem weiteren Schritt soll die Studie auf Lehrkräfte sowie gegebenenfalls auch auf Schülerinnen und Schüler und deren Eltern ausgeweitet werden.
Die KWiK-Studie ist ein Gemeinschaftsprojekt des IPN – Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (Prof. Dr. Olaf Köller), der Universität Hamburg (Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Ingrid Gogolin) und der IEA – International Association for the Evaluation of Educational Achievement (Dr. Dirk Hastedt).
Kontakt am IPN
Prof. Dr. Olaf Köller
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Tel.nr. 0431 880 3120